Neben der Operation bei Brustkrebs empfiehlt die „Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms“ eine Reihe weiterer Therapieoptionen, die je nach Art, Größe und Entwicklungsstadium des Tumors zum Einsatz kommen können. Die Art der ergänzenden Therapie richtet sich zudem nach den individuellen Voraussetzungen der Patientin, zum Beispiel der Art des operativen Eingriffs und dem Alter.
Eine Strahlentherapie schließt sich häufig direkt an eine Operation an. Vor allem nach einer brusterhaltenden Operation dient die Strahlentherapie der Zerstörung von Krebszellen, die trotz Operation in der Brust zurückgeblieben sind. Die energiereichen Strahlen können heute sehr zielgenau eingesetzt werden. Das gesunde Gewebe bleibt weitestgehend unberührt und ist unempfindlicher gegen die Strahlung.
Eine Strahlentherapie soll auch bei Patientinnen mit fortgeschrittenem metastasiertem Brustkrebs erfolgen. Vor allem bei Knochenmetastasen kann die Bestrahlung positiv auf die Stabilität der Knochen und zudem schmerzlindernd wirken.
Die Strahlentherapie wird ambulant in radiologischen Kliniken und spezialisierten Praxen angeboten. Die Behandlung erfolgt bei einer brusterhaltenden Operation nach der Wundheilung im Schnitt etwa vier Wochen später oder im Anschluss an eine Chemotherapie. Die Strahlentherapie bei Brustkrebs wird in der Regel vier bis fünf Mal wöchentlich mit einer Dauer von fünf bis sechs Wochen durchgeführt werden.
Eine Chemotherapie ist eine systemische Behandlungsmethode. Während die Strahlentherapie punktgenau im Brustgewebe eingesetzt wird, bedeutet „systemisch“, dass sich die Behandlung auf den gesamten Körper auswirkt. Dies bietet zum einen den Vorteil, dass sich die Wirkstoffe im gesamten Körper verteilen und so auch bis dahin unentdeckte Tumorzellen zerstören. Zum anderen hat es den Nachteil, dass der gesamte Körper durch die Chemotherapie in Mitleidenschaft gezogen wird.
Die Chemotherapie kann in drei Stadien von Brustkrebs zum Einsatz kommen. Die neoadjuvante Chemotherapie kann vor einer Operation erfolgen. Bei großen Tumoren kann die neoadjuvante Chemotherapie den Tumor verkleinern und die Bildung möglicher Metastasen eindämmen. Häufig kann durch Einsatz der neoadjuvanten Chemotherapie eine brusterhaltende Operation ermöglicht werden.
Die adjuvante Chemotherapie kommt nach dem operativen Eingriff zum Einsatz und soll vor allem das Risiko eines Rückfalls und die Bildung von Metastasen verringern. Sie wird nach einer brusterhaltenden Operation ebenso wie eine Strahlentherapie dazu eingesetzt, eventuell unentdeckte Krebszellen zu zerstören.
Die palliative Chemotherapie wird zur Linderung der Symptome bei Brustkrebs und zur Verlangsamung des Wachstums von Tumorzellen und Metastasen eingesetzt. Sie wird empfohlen, wenn der Krebs bereits in andere Gewebe und Organe gestreut hat. Eine Heilung ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich.
Die Antihormontherapie soll die Bildung von Geschlechtshormonen unterdrücken oder ihre Wirkung bremsen. Bei 75 Prozent der Brustkrebspatientinnen wird das Tumorwachstum durch Geschlechtshormone beeinflusst. Sie kommt in der Regel adjuvant, also nach der Operation zum Einsatz. Wie die Chemotherapie ist auch die Antihormontherapie eine systemische Behandlungsform und wirkt auf den gesamten Organismus. Ob die Behandlung zur Hemmung von weiblichen Hormonen jeweils infrage kommt, wird bei der Untersuchung des Tumorgewebes nach einer Operation festgestellt. Eine Antihormontherapie soll mindestens fünf, nach Empfehlungen der S3-Leinlinie sogar bis zu zehn Jahre nach der Operation erfolgen.
Zu den neueren Behandlungsmethoden bei der Therapie von Brustkrebs zählen sogenannte zielgerichtete Therapien. Verschiedene Wirkstoffe sollen das Wachstum und die Entstehung von Krebszellen eindämmen, ohne den gesunden Zellen zu schaden. Zielgerichtete Therapien kommen meist bei Frauen mit fortgeschrittenem Krankheitsstatus und metastasiertem Brustkrebs ergänzend zum Einsatz, können die anderen Therapieformen in der Regel nicht ersetzen.
Sabrina Mandel